Eigentlich hätte die Jahreshauptversammlung zügig in gut einer Stunde über die Bühne gehen können, ja, wenn da nur die Vereinsmitglieder mitgespielt hätten. Zunächst einmal hatte das alte amtierende Vorstandsteam eigentlich alles richtig gemacht.
Der Ablauf der Versammlung war perfekt und mit modernsten Kommunikationsmitteln in Form einer detaillierten und aussagefähigen PowerPoint Präsentation, zu allen Tagesordnungspunkten, vorbereitet. Im Vorfeld war es in schwierigen Gesprächsrunden gelungen, zu allen bei den anstehenden Neuwahlen zu vergebenden Positionen, Kandidaten für ein neues Vorstandsteam und den erweiterten Vorstand zu finden. Die Mitglieder wurden etwa 14 Tage vor dem Versammlungstermin mit dem Heft zur Jahreshauptversammlung versorgt, die Presse berichtete und auf der VfL Internetseite wurden nochmals alle Mitglieder aufgefordert, zahlreich an dieser wichtigen Veranstaltung teilzunehmen. Ein Bustransfer war eingerichtet der ab 19:15 Uhr im 10minütigen Intervall Personen von der Turnhalle zur Begegnungsstätte Haus Concordia beförderte. Besser kann man es eigentlich nicht machen.
Der Knackpunkt – 30 stimmberechtigte Vereinsmitglieder müssen anwesend sein.
Um beschlussfähig zu sein ist es laut Vereinssatzung erforderlich, dass mindestens 30 stimmberechtigte Vereinsmitglieder bei der Jahreshauptversammlung anwesend sein müssen. Zu Beginn der Versammlung um 20:00 Uhr hatten sich 26 in die Teilnehmerliste eingetragen. Eine ähnliche Situation hat es schon einmal vor etwa 40 Jahren gegeben und wie seinerzeit, so war es auch diesmal notwendig, händeringend nach Mitgliedern zu suchen und zu telefonieren die bereit waren, noch schnell zu der Versammlung zu kommen. Um es vorwegzunehmen, bis um 21:30 Uhr war das Soll erfüllt aber die Zeit dazwischen wird für die Anwesenden nachhaltig in Erinnerung bleiben. War es der abgelegene Versammlungsort, der in Ermangelung des nicht mehr vorhandenen Vereinslokales im Ort, gewählt wurde? War es das Tischtennis-Meisterschaftsspiel der 1. Mannschaft gegen Cochem was trotz bemühen nicht verlegt werden konnte oder lag es am Musikverein der freitags immer Musikprobe hat? Sicher spielen diese Punkte alle in gewisser Weise eine Rolle wenn es um die eine oder andere Person geht, aber bei einem Verein mit zurzeit 480 Mitgliedern!?
Tendenziell sind in Wahljahren immer weniger Mitglieder auf der Versammlung sicher nicht zuletzt aus dem Grunde, man könnte je evtl. gefragt werden ob die Bereitschaft besteht, einen Posten zu übernehmen oder in irgendeiner Weise für des gesamte Vereinswohl mitzuarbeiten. Übrigens ist das kein Alleinstellungsmerkmal des VfL Dermbach aber hier wurde es in diesem Jahr nochmals allzu deutlich. Notwendige Vereinsstrukturen und die damit verbundenen, vom Gesetzgeber vorgegebenen Regeln, die einen aktiven Verein erst ermöglichen, werden von der Mehrzahl der Mitglieder überhaupt nicht mehr registriert, von Würdigung der ehrenamtlichen Tätigkeit zum Gemeinwohl vieler, ganz zu schweigen.
Von 13 zu ehrenden Mitgliedern waren am Ende 5 anwesend, auch das passt ins allgemeine Bild. Die Wertschätzung der Person durch den Verein, die durch eine Ehrung hervorgehoben wird, hat für viele keine Bedeutung mehr. Es bleibt die bereits viel diskutierte Frage über das Vereinsleben allgemein, über dessen Stellenwert in der Gesellschaft und über die Vereinsstrukturen. Eine klare Antwort für einen alle zufriedenstellenden Weg gibt es nicht. Aber dies kritisch zu hinterfragen ist angebracht.
Im VfL Dermbach hat es gerade in den zurückliegenden Jahren nicht am Engagement Einzelner gelegen um die Vereinsführung auf ein gutes Fundament zu stellen. Es wurden enorm viel Zeit und finanzielle Mittel in die Aus- und Fortbildung von Organisations- und Übungsleitern investiert. Noch nie verfügte der VfL Dermbach über ein zahlenmäßig so gut ausgebildetes Personal welches wirklich, für eine bescheidene Aufwandsentschädigung, gute Arbeit macht. Die Mitgliederzahl ist wieder gestiegen nicht zuletzt wegen der Verbesserung der Trainingsbedingungen und dem Engagement ausgebildeter Kräfte. Trägt das am Ende aber alles nur dazu bei, dem „Konsumenten Sportler“ die Rahmenbedingungen zu schaffen damit dieser für einen bescheidenen Monatsbeitrag seinen und auch nur seinen Interessen nachgehen kann. Lassen wir mal die vielen im Verein aktiven Kinder außen vor für die ist jeder Cent gut investiert, aber die Mehrzahl der Vereinsmitglieder sollten sich ihr eigenes Vereinsengagement, über den eigentlichen Sport hinaus, noch einmal durch den Kopf gehen lassen.
Ist das Wort Gemeinsinn nur noch eine Floskel aus der Vergangenheit?
Die unakzeptable Teilnehmerzahl an der diesjährigen Jahreshauptversammlung ist der aktuelle Anstoß um den Finger in die Wunde zu legen. Dieser Zustand ist latent seit vielen Jahren bei allen Aktivitäten im Verein vorhanden, die nicht Abteilungsbezogen sind, bei denen es um aktive Mitarbeit vieler geht wie etwa bei Arbeiten zur Erstellung oder zum Erhalt der vereinseigenen Einrichtungen – Hans Strasser Hütte, Gerätehaus auf dem Sportplatz oder Mitarbeit bei gemeinsamen Vereinsveranstaltungen. Bei denen die immer da sind hat sich schon längst Resignation breitgemacht. Es ist notwendig, dass hier eine allgemeine Mitgliederreaktion einsetzt, schließlich geht es auch um den Stellenwert und die Wahrnehmung des VfL, als größtem Verein in Dermbach, im Orts- und Stadtgeschehen.
Ich erlaube mir diese kritische Betrachtung, da ich eine gänzlich andere Vorstellung von unserem Verein habe und diese auch seit Jahrzehnten aktiv praktiziere wie andere Mitstreiter auch. Der Kritiker möge dies mit Vereinsmeierei oder Profilneurose abtun, aber das wäre nur ein leicht durchschaubares eigenes Alibi was auch in keiner Weise zur Veränderung der aufgeführten Probleme beitragen würde.
Die Jahreshauptversammlung, Neuwahlen und mehr
Zur Tagesordnung zurückkommend. Die Kassenlage ist aufgrund einiger Sonderausgaben wie neue Vereinsfahne, Neubeschichtung der Rhönräder aber auch wegen der Honorare für Übungsleiter und Organisationsleiter angespannt aber nicht dramatisch schlecht. Um dem entgegenzuwirken, wurde ab Januar 2011 eine lineare Beitragsanhebung um 0,50 EUR/Monat beschlossen. Dem alten Vorstand wurde nach Dank für die gute Arbeit einstimmig Entlastung erteilt. Der neue Vorstand und auch der erweiterte Vorstand wurden bei wenigen Enthaltungen weitestgehend einstimmig gewählt. Neu im Vorstand ist Ilonka Schneider als 1. Schatzmeisterin.
Die Abteilungsleiterinnen, Abteilungsleiter, der Sozialwart, der Jugendausschuss und die Fahnenabordnung wurden in ihren Ämtern bestätigt. Johannes Schmidt wurde zum Referenten für Presse und Öffentlichkeitsarbeit gewählt. Helmut Schneider wurde als 2. Kassenprüfer neu gewählt. Der für die Hans Strasser Hütte gebildete Hüttenausschuss hat seine Bereitschaft erklärt, weiter in diesem Amt tätig zu sein, ebenso Hüttenwart Andreas Schmidt, der dies jedoch unter Vorbehalt tat und das Ergebnis der anstehenden Gespräche davon abhängig macht.
Beschlossen wurde ebenfalls, dass die Jahreshauptversammlung 2011 nicht mehr Freitags sondern an einem Mittwoch abgehalten wird. Als Versammlungslokal wurde das Stuhllager im Anbau der Turnhalle festgelegt.
Unter Punkt Verschiedenes wurde das Thema Hans Strasser Hütte nochmals mit Nachdruck angesprochen.
In der langen Zwischenpause wurde die Präsentation „Das VfL-Jahr in Bildern“ abgespielt. Schade, dass aufgrund der allgemeinen Situation diese, mit großer Liebe erstellte Präsentation, nur wenig Aufmerksamkeit erhielt.
Der neue Vorsitzende Anton Georg Becker-Führ bedankte sich zum Schluss bei allen Anwesenden die zum Gelingen der Jahreshauptversammlung beigetragen haben und beendete gegen 22:30 Uhr die Veranstaltung.
Johannes Schmidt
Presse – Öffentlichkeitsarbeit – Internet